Bereits Leonardo da Vinci sagte einmal „Das Auge ist das Fenster zur Seele“.
Mit diesem Zitat beschreibt er die menschliche Wahrnehmung, die über das normale Sehen hinaus geht.
Die Augen sind der Spiegel unserer inneren Welt – der Seele. Wenn wir unserem Gegenüber tief in die Augen blicken, kann uns dies Aufschluss über dessen Emotionen und Gedankenwelt geben.
Meine innere Gedankenwelt übertrage ich anhand der Fotografie nach außen – das ist ein wichtiger Teil von Alexografie ...
Schöne, häßliche, paradoxe Welt
Alles Schöne, was unser menschliches Auge erfasst, wirkt sich auf uns Innerstes aus. Landschaften, Blumen, Tiere - alles, was uns fasziniert, beeinflusst unsere Stimmung.
Doch es ist nicht nur das bildhaft Schöne, dass sich auf unsere Befinden auswirkt, sondern auch Häßliches und Paradoxes. Letzteres regt zum Nachdenken an und stellt Dinge infrage. So ergeht es mir, wenn ich fotografiere. Deshalb zeige ich mit meinen Fotografien nicht nur die Schönheit und Vielfältigkeit unserer Erde, sondern auch Missstände. Also ein Nachweis für etwas, dass man lieber ändern, als bewahren möchte.
Gelassenheit
Wenn es darum geht, inneren Stress abzubauen, können Bilder von Landschaften, z.B. Berge sich positiv auf unser Befinden auswirken. Betrachten wir z.B. ein Bergmassiv, tun wir das mit Ehrfurcht. Wir erkennen in Demut, wie mächtig die Natur ist und mit welchen Wundern diese ausgestattet ist. Alltagsprobleme erscheinen dagegen plötzlich klein und weniger bedeutsam. So kann uns das Betrachten der Berge mit Zuversicht erfüllen und uns gelassener werden lassen.
Naturbilder können uns dazu verhelfen, dass wir uns in einen
Entspannungsmodus begeben.
Phantasiewelt
Dieses Empfinden von Entspannung beim Betrachten von Bildern hatte ich bereits seit frühester Kindheit. Wenn ich mit meinen Eltern z.B. in den Bergen unterwegs war, konzentrierte ich mich vielmehr auf das Ringsherum und weniger auf ihre ständigen Streitereien. Ich konnte sie sogar nahezu ausblenden! Doch dieser Zustand hielt natürlich nicht lange an. Kamen wir zurück ins Hotelzimmer, war ich den beiden Streithähnen wieder hilflos ausgeliefert. Dann versuchte ich mich innerlich auf die Bilder der Berge und Landschaften zu konzentrieren, die ich zuvor wahrgenommen hatte. Wenn mir das nicht gelang, ärgerte ich mich innerlich! Ich griff dann meist zu Malstiften und Papier und versank gedanklich stundenlang in meiner eigenen, heilen Bilderwelt. Bunte Wiesen, Bäume, schnuckelige Häuser und Tiere malte ich als Kind sehr häufig und schuf mir auf diese Weise eine Welt der Phantasie – ein Ort der Sicherheit.
Realität
Im Zuge des Erwachsenwerdens erkannte ich immer mehr und mehr, dass diese selbst gemalten Phantasiewelten in der Realität nicht bestehen konnten.
Ich fing an, mich immer mehr mit der Fotografie zu beschäftigen: einen Moment mit der Kamera für die Ewigkeit festzuhalten, war für mich absolut faszinierend! Auf diese Weise konnte ich mich mit der besser Realität auseinandersetzen.
Es blieb natürlich nicht nur bei den „schönen“ Fotos, sondern ich fotografierte alles, was meine innere Gedankenwelt beschäftigte oder ich als unrichtig empfand. So machte ich auf Themen aufmerksam, denen sonst vielleicht niemand Beachtung geschenkt hätte.
Begegnungen & Erkenntnisse
Als ich mit ca. Mitte 20 an einer ersten Gemeinschaftsausstellung teilnahm, interessierte sich plötzlich die Presse für meine Fotografien. Ich begleitete Demo’s und begann die Realität zu dokumentieren. Seite an Seite mit einem Filmteam des WDR schob ich mich durch Menschenmassen vorbei an bewaffnete Polizisten, Wasserwerfern und Absperrungen. Ich lernte enorm viel in dieser Zeit. Vor allem, wenn es zu brenzligen Situationen kam verhalf mir meine Hochsensibilität dazu, vorausschauend zu reagieren und nicht in Panik zu verfallen. In vielen Konfrontationen mit politischen Gegnern, welcher Couleur auch immer, fand ich die richtigen Worte und konnte mich auf diese Weise angemessen aus schwierigen Situationen befreien, die sonst höchstwahrscheinlich eskaliert wären. Ebenso unterstützte ich meine Mitstreiter und Wegbegleiter dabei, sich nicht kopflos in Gefahr zu begeben. Da auch das Schreiben immer eine große Bedeutung in meinem Leben hatte, kombinierte ich meine Fotografien mitunter auch mit Poesie.
Es folgten weitere Teilnahmen an Ausstellungen. Ich ließ meine Bilder sprechen und beobachtete die Wirkung, welche diese auf die Besucher ausübten. So war ich einer der ersten Fotografinnen der Region und darüber hinaus, welche auf ihrer eignen Website ihre Fotos in einer Onlinegallerie zeigte. Einer meiner damaligen Weggefährten half mir dabei. Es war nahezu ein Quantensprung. Auf diese Weise konnte ich meine Fotografien der ganzen Welt präsentieren und ließ mich dazu motivieren, meine erste eigene Ausstellung in der realen Welt zu organisieren:
„Der Fall des Kaiserbau“, die geliebte und zugleich gehasste Troisdorfer Betonruine neben der A59 und das Denkmal einer ganzen Jugend. *
Bei der Eröffnung begab ich mich unerkannt am Rande der Ausstellung und verfolgte die Reaktionen und Gespräche der Besucher. Auf diese Weise lernte ich viel über die Menschen. Denn eine Fotografie ist nicht nur ein Endprodukt, sondern sie bringt auch Begegnungen, Gespräche und Zusammenkünfte mit sich. In dieser Zeit lernte ich viele interessante Künstler aus allen Genren kennen. Insbesondere Musiker. Denn Musik war neben der Fotografie mein ständiger Begleiter. In den weiteren Jahren dokumentierte ich das Schaffen vieler Bands und Musiker mit der Kamera vor und hinter der Bühne. Die Konzertfotografie wurde somit für viele Jahre einer meiner wichtigsten Erfahrungen meines Lebens, für die ich noch heute sehr dankbar bin.
* 20 Jahre später drehte das Kamerateam der WDR-Lokalzeit eine Dokumentation mit mir über die Erinnerungen an jene Zeit des Troisdorfer Kaiserbau.
Der Weg der achtsamen Selbsterkenntnis
Die Kraft der Bilder – insbesondere der Fotografie – ist eine besonders starke Kraft. Das Zeitzeugnis eines einzelnen winzigen Moments. Beim Fotografieren eines Live-Konzertes tauchte ich in meine innere Stille ab – befand mich absolut im Hier & Jetzt – drückte den Auslöser wie einen Start-Knopf, bei dem die Musik in ihrer ganzen Lautstärke in dieser winzigen Sekunde für mich wieder präsent war. Diese Gefühl übertrug sich auf meine Bilder, die sich dann in weiteren Ausstellungen, Bandplakaten, Presseartikeln etc. wiederfanden. Doch mich interessierte vielmehr die Wirkung auf die Musiker und Musikerinnen selbst. Der Austausch mit ihnen in vielen wunderbaren Gesprächen prägte mein weiteres Schaffen. Es war der Teil meines Lebens, der mich erkennen ließ, in welche Richtung ich meinen Weg weitergehen wollte. Der Weg, der mir zeigte, dass ich meiner innere Bestimmung immer näher kam. Dies sollte jedoch noch viele weitere Jahre dauern. Ein großer Teil des Weges zur Selbsterkenntnis, der mir dazu verhalf, mich immer weiterzuentwickeln. Einige der Menschen, die mich lange auf diesem Weg begleiteten (Musiker, Maler, Fotografen etc.) bin ich noch heute zutiefst verbunden. Im Kern erkannte ich bereits zu jener Zeit, was Achtsamkeit bedeutet und welchen großen, positiven Einfluss dies auf unseren Alltag hat. Ich lernte, das Leben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und mit den Augen anderer zu sehen und zu verstehen.
Ich erkannte immer mehr, das meine Hochsensibilität kein Hindernis war, sondern mir den Weg bereitete. Ein Weg voller außergewöhnlicher Begegnungen und Erkenntnisse. So habe ich gelernt, meinen inneren Spürsinn nach außen auszubauen. Feinste Nuancen der Stimmungslage meiner Umgebung konnte ich in kürzester Zeit erfassen und mich darauf einstellen. Dies übertrug sich ich auf meine Fotografien – mein persönliche Bildsprache.
Durch die Fotografie lernte ich vor allem im Hier & Jetzt zu sein und eine tiefe Verbindung mit Hunden einzugehen. Von ihnen lernte ich noch einmal mehr, dass das Morgen das Heute von Gestern ist. Wir können die Zeit niemals anhalten. Aber wir können einen einzigen kleinen Moment bewusst erleben und festhalten. Mit all' unseren Sinnen, in unserem Herzen, in unseren Gedanken und anhand der Fotografie!
Fotografie, Poesie, Philosophie, Phantasie – der Tiefgründigkeit des Lebens auf den Grund gehen – inspiriert von der Natur und der Musik - das alles ist mein Zufluchtsort. Ein Ort an dem ich mich nicht mehr verstecken muss und
noch ganz viel ans Licht will ...
Eure Alex
(vom Team Alexografie)
"Nicht unsere Expertise bleibt in Erinnerung, sondern die Geschichten, die wir erzählen. Geschichten, die auf unseren eigenen Erfahrungen beruhen. DAS sind WIR. Alexografie."
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© Text: Alexografie. / Alex We Hillgemann - März 2023
© Photos: Alexografie (Alex We Hillgemann)