Und: Warum Hochsensibilität & Weltschmerz gut zusammenpassen.
Er ist immer noch da, dieser tiefe Weltschmerz. Schon seit meiner Kindheit. Ungerechtigkeit und Leid in der Welt waren für mich um ein Vielfaches unerträglicher im Vergleich zu den meisten anderen Menschen. So entstand oftmals ein zusätzlicher hoher Leidensdruck und das Gefühl von Machtlosigkeit in mir. Im Laufe meines Lebens habe ich gelernt, diesen inneren Weltschmerz zu beherrschen, indem ich begann, im Außen etwas für diese Welt zu tun ...
Wie mir das gelang ...
Dafür war es notwendig, meine eigenen Grenzen zu erkennen und ebenso auch Grenzen zu setzen. Ich lernte meine inneren Antreiber zu kontrollieren, die mir in meiner Kindheit „anerzogen“ wurden. Innere Antreiber sind unreflektierte Glaubenssätze aus unserer Kindheit, welche uns zur Höchstleistung antreiben. Dabei werden Liebe, Wertschätzung, Zuneigung, seitens der Eltern oder eines Elternteils, oftmals an Bedingungen geknüpft. Als Kind habe ich auf diese Weise zwanghaft erlernt, meine eigenen Emotionen zu unterdrücken. Gefühle zu zeigen wurde gleichgesetzt mit Schwäche. Im Laufe meiner Kindheit und Jugend entwickelte ich dadurch einen hohen Leistungswillen. Gleichzeitig dem hohen Maß an Reizüberflutung zu trotzen, brauchte jedoch meine Ressourcen schnell auf und brachte mich oftmals an den Rand innerer Verzweiflung.
Mich mit Menschen zu umgeben, die ebenfalls über ein hohes Maß an Empathie und Tiefgründigkeit verfügen, mich ihnen zu öffnen und mit ihnen zu verbinden, war einer der ersten wichtigen Schritte. Ich lernte, Gefühle zuzulassen und ebenso auch um Hilfe zu bitten. Diese Verbundenheit, meinen „Weltschmerz“ mit Gleichgesinnten zu teilen, hat dazu geführt, dass ich bereits in meiner Jugendzeit damit begann, mich für soziale Projekte zu interessieren und mich aktiv für sie einzusetzen.
Perspektivwechsel einnehmen
Hochsensibilität (HS) wird oft mit einer „sozialen Hochbegabung“ in Verbindung gebracht, da Betroffene über ein ausgeprägt hohes Maß an Empathie verfügen. Aufgrund ihrer sehr differenzierten Sinneswahrnehmung, besitzen sie eine besondere Fähigkeit zum Perspektivwechsel und können sich daher sehr gut in andere Menschen und Situationen hineinversetzen. Wenn man dies auch auf das eigene Schicksal anwendet – indem man aus dem eigenen „Rahmen“ heraustritt, um die Situation aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten - nennt man dies „Reframing“. Das führt dazu, aus der eigenen Opferhaltung herauszutreten. Wenn Menschen mit HS diesen Punkt erkennen, ist dies eine große Chance, das Ruder im Leben herumzureißen: die Erkenntnis darüber, dass Hochsensibilität eine Superpower ist.
Die eigene Denk- bzw. Betrachtungsweise entscheidet darüber, ob man sich selbst als Opfer oder als Gestalter dieser Welt sieht!
Abgrenzung
Ein hohes Maß an Empathie bei hochsensible Menschen führt auch oftmals dazu, dass sie sich schwer abgrenzen können und somit das Leid anderer in sich „aufsaugen“. Mit sehr kräftezehrendem Ausmaß, da eigene Ressourcen dabei schnell erschöpfen.
Die Fähigkeit, mich abzugrenzen musste ich über viele Jahre erlernen. Meinen eigenen Bedürfnissen Raum zu geben und sie offen auszusprechen, hat mir geholfen, auch mit mir selbst sensibel zu sein. Wenn meine Akkus aufgebraucht sind, unternehme ich Spaziergänge in der Natur mit meiner Seelenhündin Marla Peppels oder erschaffe mir Zeitfenster, in denen ich z.B. ganz allein und in aller Ruhe eine Tasse Tee genieße – ganz ohne schlechtes Gewissen. Wenn ich mich in einer stressigen Situation befinde, weiß ich, dass ich sie gut aushalten kann, weil ich gelernt habe, Grenzen zu setzen. Gleichzeitig sind solche Situationen auch immer wieder neue Chancen, an denen ich wachsen kann und aus denen ich neue Erkenntnisse gewinne. Sie sind für mich keine Überforderung, sondern eine Herausforderung.
Ich handle nicht aus Übermut, sondern aus Überzeugung, da ich gelernt habe, meine eigenen Lebenserfahrungen wertzuschätzen.
Lerne(n), NEIN zu sagen
Anhand der Fotografie kann ich mich ganz bewusst innerlich auf einen einzigen Moment konzentrieren und darin eintauchen = im Hier & Jetzt sein. Die Spannung und Freude über die Ergebnisse meiner Fotos geben mir viel Kraft. Dadurch ergab sich für mich die Möglichkeit, meine Fotografien für soziale Zwecke einzusetzen. Dies war und ist für mich immer eine Herzensangelegenheit. Besondere Momente mit anderen Menschen zu teilen, war seinerzeit der Start für meinen Foto-Blog bzw. mein Projekt „Alexografie“. Auf diese Weise habe ich auch gelernt, NEIN zu sagen, da ich nicht dem Druck ausgesetzt bin, damit meinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen. Mein Lohn ist die Freude in den Augen der Menschen.
„Willst du glücklich sein im Leben, Trage bei zu andrer Glück; Denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eig'ne Herz zurück.“ (Marie Calm)
Anderen gegenüber ein überzeugtes und emphatisches NEIN auszusprechen, bedeutet übrigens zu sich selbst JA zu sagen. Zuerst muss ich mein eigenes Glas befüllen, um es mit anderen teilen zu können. Nur so bleibe ich handlungsfähig.
Achtsamkeit
Im Laufe meines Lebens ergaben sich wichtige Kontakte im sozialen und künstlerischen Umfeld. Durch meine Unterstützung und meinen Einsatz habe ich sehr viel Dankbarkeit erfahren. Die schönste Herausforderung ist und bleibt für mich, dass ich meine Kreativität sinnvoll einsetzen kann und ich dadurch tolle, außergewöhnliche Menschen kennenlernen durfte.
Das achtsame Fotografieren wurde für mich im Laufe der Zeit zum Lebenselexier. (M)Ein inneres Geben und Nehmen. Das Festhalten von Seelenmomenten, bei dem ich gleichzeitig meine Bilder als Sprache einsetzen kann, um mich mitzuteilen.
Dass ich auf diese Weise dazu beitrage, ein wenig zum Heil(en) dieser Welt beizutragen, ist für mich sehr erfüllend, gibt mir immer wieder ein gutes Gefühl und baut mein inneres Gleichgewicht auf.
Ich möchte Spuren in dieser Welt hinterlassen. Spuren, die andere Menschen weiterverfolgen und sie dazu inspirieren, selbst etwas Sinnvolles zu erschaffen.
Mein gesamtes Schaffen – neben Beruf & Familie – ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Das Leben ist nicht wirklich planbar. Insbesondere in dieser sich rasant weiterentwickelnden, hochtechnologischen Welt bringt dessen Komplexität einen hochsensiblen Menschen an seine absolute Grenzen. Fortschritt entfernt uns oftmals von unserem eigenen Ursprung und unserer Menschlichkeit – der Verbundenheit zur Natur. Intuitives Handeln wird verlernt. Dies können wir nur verhindern, indem wir uns unserer eigenen schöpferischen Kraft bewusst werden. Auch hier kommt wieder die Fotografie ins Spiel: sich achtsam auf das Hier & Jetzt einzulassen und dankbar für den Moment zu sein. Ich kenne mein Stresslevel dadurch inzwischen sehr genau und habe über viele Jahre ein hohes Maß an Selbstreflexion trainiert. Stressoren (Reize) frühzeitig zu erkennen, sie zu analysieren und ihnen zu begegnen, war ein langwieriger Lernprozess. Dazu gehörte vor allem auch, mir ein passendes berufliches Umfeld zu erschaffen. Es mir selbst wert zu sein, an mich zu glauben und Selbstzweifel zu beseitigen, haben zum Erfolg geführt.
Erfahrungen und Erkenntnisse
Dies alles hat mich u.a. zu einer erfahrenen Fachkraft für Stressmanagement (IHK) werden lassen und ebenso mein analytisches Denken gefördert, das mich ursprünglich als Kind innerlich „verfolgt“ und zerrissen hat. Letzteres weiß ich heute längst zum Vorteil in meinem Umfeld einzusetzen und hat meine berufliche Laufbahn sogar gefördert. Meine Fähigkeit, gut strukturiert und organisiertes zu arbeiten, haben ebenso dazu beigetragen, viele Projekte erfolgreiche zu verwirklichen. Mein Wissen sowie meine weitreichenden Erfahrungen im sozialen und kreativen Bereich kann ich inzwischen an andere Menschen weitergeben. Probleme zu erkennen, dessen Ursachen aufzuspüren und mich für Lösungen einzusetzen, die anderen Menschen in ihrem Arbeitsumfeld weiterhelfen, ist inzwischen zu einer sehr erfüllenden Aufgabe für mich geworden. So helfe ich z.B. dabei, im Bereich Kommunikation, anhand kreativer Methoden, die täglichen Herausforderungen im Arbeitsalltag besser zu meistern.
Gib dem Leben (selbst) einen Sinn!
Suche nicht nach dem Sinn des Lebens, gib ihm einen! Und: gebe vor allem niemals auf. Wirklich niemals. Du gewinnst, wenn Du Dein eigenes Leben in die Hand nimmst und ihm selbst einen Sinn gibst! Hochsensibilität ist keine Krankheit oder irgendeine Art „depressive Störung“, sondern eine besondere Gabe und enorme charakterliche Stärke - eine Superpower. In meinem Fall hat sich die Hochsensibilität als Schutzmechanismus aus einer schwierigen Kindheit herausentwickelt. Das Verzeihen gegenüber meinen (toxischen) Eltern war ein langer Prozess des Loslassens, der mir inzwischen innerlichen Frieden verschafft hat. Dadurch konnte ich neue Energie freisetzen. Dieser lange Weg war ganz gewiss nicht einfach. Im Gegenteil. Jede Herausforderung, um meinen eigenen Weg zu finden und ihn bewusst zu gehen, war mit einer enormen Kraftanstrengung verbunden, die mich nach und nach immer stärker hat werden lassen. Gerade deshalb kann ich inzwischen auf viele erfolgreiche Meilensteine in meiner beruflichen, als auch privaten Laufbahn, zurückblicken. Ich kann sogar mit Stolz behaupten:
trotz enormer Schicksalsschläge habe ich niemals aufgegeben und alles geschafft. Ich weiß nicht, welch’ schwierige Päckchen mir das Leben noch auferlegen wird. Doch ich weiß, dass uns das Leben schwierige Aufgaben so lange erteilt, bis wir sie gemeistert und verstanden haben.
Glaube versetzt Berge
Nimm meine Erfahrungen gerne als Ansporn, wenn du selbst hochsensibel bist. Und auch, wenn du es nicht bist. Jeder Mensch hat das Recht, an sich zu glauben und über sich hinauszuwachsen.
Der eigene Glaube an sich selbst ist die größte Kraft, die wir in uns haben. Nur so können wir Visionen entwickeln, sie verwirklichen und die Welt zu einem besseren Ort machen!
Gib niemals auf. Alles braucht seine Zeit. Beginne damit, dich selbst anzunehmen.
Hege keinen Groll. Weder gegen dich selbst, noch gegenüber anderen Menschen. Auch nicht denen gegenüber, die Dir geschadet und Seelenleid zugefügt haben.
Lasse alles Vergangene los, was Dich daran hindert, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und betrachte alle Hindernisse, als lehrreiche Meilensteine.
Übe dich in innerer Gelassenheit und Dankbarkeit.
Erkenne Zeit nicht als Begrenzung von Minuten, Stunden, Monaten und Jahren. Weder eine Uhr, noch ein Kalender schenken dir Zeit. Es ist das Leben, dass dir Zeit schenkt. Lebenszeit, die Du sinnvoll nutzen kannst, um innere Zufriedenheit zu finden und glücklich zu sein. Nur dann kannst du auch andere glücklich machen.
Gestallte bewusst Deine Gegenwart für (D)eine glückliche Zukunft. Jeder Tag ist ein neuer Anfang. Beginne immer heute.
Eure Alex
(vom Team Alexografie)
"Nicht unsere Expertise bleibt in Erinnerung, sondern die Geschichten, die wir erzählen. Geschichten, die auf unseren eigenen Erfahrungen beruhen. DAS sind WIR. Alexografie."
(Folgt uns auf -> Instagram! Dann verpasst Ihr nichts und könnt unser achtsames und kreatives Schaffen stets begleiten!)
© Text: Alexografie. / Alex We Hillgemann - März 2023
© Photos: Alexografie (Alex We Hillgemann), Wix